Sitzung: 08.07.2021 Finanz- und Planungsausschuss
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Auf den Antrag „Impfsprint Lemwerder“ seitens der Fraktionen SPD, UWL und der Gruppe FDP/Grüne äußerte sich Frau Bürgermeisterin Winkelmann zunächst allgemein zu ihren Überlegungen diese Aktion ins Leben zu rufen.
Bei ihrem Amtsantritt lag in Lemwerder ein sehr hoher Inzidenzwert vor. Sie lud die Hausärzte und die Apotheke deshalb zu einem runden Tisch ein, um zu beraten, ob es Möglichkeiten geben könnte, die Einwohner sehr schnell zu impfen, denn in einer hohen Anzahl an geimpften Personen, sieht sie den bestmöglichen Schutz der Menschen.
Im Folgenden beantwortet sie die einzelnen Fragen des Fragenkatalogs:
Wie
viele Einladungsbriefe sind an die Einwohner verschickt/verteilt worden?
Laut Bürgermeisterin Winkelmann sind insgesamt 5.449 Briefe
in zwei Schritten verschickt worden. In der ersten Runde sind die 18 bis
59jährigen Einwohner*innen aus Lemwerder angeschrieben und eingeladen worden.
In der zweiten Runde seien die Einwohner*innen eingeladen worden, die sich zu
dem Zeitpunkt in einem Alter zwischen 59 und 79 Jahren befanden.
Die Briefe wurden über das Pfingstwochenende durch freiwillige Helfer verteilt, so dass Portokosten i.H.v. 8.227,40 Euro eingespart wurden.
Mit welcher Zahl an
zu impfenden Einwohnern ging man bei der Planung bzw. Bestellung aus? Welche
Grundlagen / Informationen wurden herangezogen?
Laut Einwohnermeldeamt leben in Lemwerder 5.449 Personen im Alter von 18
bis 79 Jahren.
Die Impfquote in Niedersachsen lag zu dem Zeitpunkt bei 40
%. Deshalb wurden 1.089 Einwohner abgezogen. Davon wurden wiederum die bereits
Genesenen, Geimpften und Impfgegner abgezogen. Eine Größe, die nur geschätzt
werden konnte. Deshalb haben auch alle Einwohner*innen einen Brief erhalten.
Gleichzeitig wurde mit in die Betrachtung einbezogen, wie viele Menschen durch
die Ärzte an diesen vier Tagen geimpft werden könnten. Die Ärzte gaben an, dass
sie pro Stunde 25 Personen, also 200 Menschen am Tag pro Arzt impfen könnten.
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Einsatz der Ärzte unterschiedlich
war. Mal waren zwei, drei oder ein Arzt anwesend. Die Verwaltung und die
beteiligten Arztpraxen legten den Wert auf 3.000 Termine bzw. Dosen an vier
Tagen fest
Wieviel
Impfdosen wurden bestellt?
3.000 – Die Erste Lieferung ist
deutlich geringer ausgefallen, als bestellt wurde. Daraufhin haben die
Arztpraxen noch einmal bestellt.
Wer hat die Bestellung ausgeführt?
Die Arztpraxen waren für die
Impfstoffbestellung zuständig. Die Belieferung erfolgte regulär über den
Großhandel der Apotheke.
Die Bürgermeisterin stellte deutlich klar, dass die Gemeinde den Impfstoff
nicht bestellt hat, deshalb auch nicht beliefert wurde und sie den Impfstoff
auch nicht bezahlt hat.
Wie viele Impfdosen konnten nicht
verimpft werden?
Bürgermeisterin Winkelmann führte aus, dass dies eine Angelegenheit der Praxen
sei und sie deshalb keine genauen Zahlen benennen könne. Auf jeden Fall war es
eine sehr geringe Menge, da bis zum Schluss das Ziel verfolgt wurde, möglichst
alle Dosen zu verimpfen, denn für jede nicht verimpfte Dosis können Ärzte in
Regress genommen werden
Wer
hat die überzähligen Dosen erhalten?
Da die Arztpraxen den Impfstoff
bestellt haben, haben sie die überzähligen Dosen in ihren Bestand übernommen
und verimpft.
Wie
viel angeschriebene Einwohner aus Lemwerder sind im Rahmen der Aktion
tatsächlich geimpft worden?
1.679 Personen hatten sich über den
Code einen Termin gebucht.
Wie
hoch war aus der Aktion „Firmenmitarbeiter werden geimpft“ die Anzahl der
Geimpften?
Bürgermeisterin Winkelmann stellt klar, dass es sich hier um keine
extra-geplante Aktion gehandelt hat, sondern um eine Erweiterung der
Berechtigten. Die Impfdosen waren vorhanden, die Impfnachfrage der Einwohner
geringer als im Vorfeld geschätzt, so dass sich diese Möglichkeit ergeben hat,
um den Impfstoff sinnvoll zu verbrauchen.
Die genaue Zahl kann nicht benannt werden, da dies außerhalb des
Terminvergabetools gelaufen ist. Geschätzt kann von ca. 1.500 Personen
ausgegangen werden. Die Bürgermeisterin führte aus, dass sie mit allen Werften
und den Betrieben der Werbegemeinschaft Kontakt aufgenommen hatte. Sie
ergänzte, dass es ihr im Besonderen um die Fremdarbeiter auf den Werften ging,
denn aufgrund ihrer engen Wohn- und Arbeitsbedingungen sind sie besonders stark
gefährdet, sich mit Corona zu infizieren.
Hat die Verwaltung
erwogen die Firmen, die zumal ohne Zweifel Vorteile davon hatten, diese an den
Kosten zu beteiligen?
Dies verneinte die Bürgermeisterin, denn in ihren Augen profitieren beide
Seiten gleichermaßen. Wenn auf den Werften oder in anderen Betrieben die
Produktion ausfiele, weil die Mitarbeiter an Corona erkrankt seien, habe dies
negative Auswirkungen auf die Steuereinnahmen der Gemeinde, denn wenn z. B. ein
Schiff nicht termingerecht abgeliefert wird, entstehen sehr hohe Strafen, was
den Gewinn und damit die Steuereinnahmen mindern könne.
Außerdem betont die Bürgermeisterin, dass ihr ein gutes Miteinander zwischen
Wirtschaft und Gemeinde wichtig sei. Man solle sich nach ihrem Verständnis
gegenseitig unterstützen.
Zusätzlich geht ihrer Meinung nach von den geimpften Mitarbeitenden der Firmen
eine geringere Ansteckungsgefahr aus. Das Risiko der Verbreitung würde
reduziert, der Schutz ALLER Lemwerderaner würde noch weiter verstärkt werden,
führte die Bürgermeisterin weiter aus.
Warum wurde die
Aktion „Lemwerder impft Deutschland“ ins Leben gerufen?
Die Bürgermeisterin betont, dass keine gesonderte Aktion namens „Lemwerder impft Deutschland“ ins Leben gerufen wurde.
Es habe sich nur um einen weiteren Öffnungsschritt gehandelt, damit die Ärzte nicht für übergebliebene Impfdosen in Regress genommen hätten werden können.
Es seien etwa 600 – 700 Personen während dieses weiteren Öffnungsschrittes geimpft worden.
Wieviel entlohnte
/abgerechnete Mitarbeiter-Stunden seitens der Gemeinde (Verwaltung/Betriebshof)
wurden für den Impfsprint geleistet und welchen Gegenwert in Euro macht das
aus?
Bürgermeisterin Winkelmann erklärte, dass die Mitarbeiter in erster Linie im Rahmen ihrer regulären Arbeitszeit eingesetzt wurden. Sie haben statt im Rathaus im Impfzentrum gearbeitet. Sofern Überstunden angefallen sein sollten, können die Zeitzuschläge noch nicht ermittelt werden, da diese erst im 2. Monat nach Entstehung abgerechnet werden und die Kollegen die Zeiten noch nicht eingereicht haben. Es ist zum aktuellen Zeitpunkt noch offen, ob noch Überstunden eingereicht werden. Außerdem wurden Mehrarbeitsstunden bereits teilweise in Freizeitausgleich umgewandelt. Es haben auch nicht alle die Überstunden erfasst sondern waren aus freien Stücken ehrenamtlich unterwegs.
Es sind also maximal zusätzliche Personalkosten durch Überstunden und für Wochenendarbeit am Samstag angefallen, die noch nicht ermittelt werden konnten und auch noch nicht abgerechnet wurden.
Sind
Kostenerstattungen / Kostenbeteiligung von dritter Seite erfolgt? Wenn ja, in
welcher Höhe? Nein.
Wenn nein, sind hierzu Überlegungen angestellt worden?
Die Bürgermeisterin berichtete, dass Kostenerstattungen und Kostenbeteiligungen Dritter nicht erfolgt seien.
An die Stiftung der Gemeinde Lemwerder sei ein Antrag gestellt worden, über den noch final beraten werden muss.
Auf wie hoch belaufen
sich die sächlichen Kosten für die Aktion?
Die sächlichen Kosten der Aktion belaufen sich nach Auskunft der Bürgermeisterin auf insgesamt 10.097,83 Euro. Welche sich wie folgt zusammensetzen:
- Terminvergabe-Tool DGS GmbH = 8.074,15 €
- Telekom-Hotline = 803,58 €
- Getränke/Verpflegung = 700,00 €
- Porto für 142 Briefe = 220,10 €
- Büromaterial/Kopierkosten = 1.000,00 €
Dabei seien die Kosten für das Büromaterial eine Schätzung, die Getränke und Verpflegung seien noch nicht in Rechnung gestellt worden.
Die Bürgermeisterin unterstreicht, dass alle Kosten auch ohne die Öffnung des Impfangebotes allein für die in Lemwerder lebenden Menschen angefallen wären, vollkommen unabhängig von der Öffnung für in Lemwerder arbeitende oder Auswärtige.
Hat sich die
Verwaltung im Vorfeld der Aktion über den Kostenaufwand Gedanken gemacht? Wenn
ja, mit welchem Ergebnis?
Die Verwaltung hat Angebote für die Programmierung des Terminvergabe-Tools
und die Service-Hotline eingeholt. Sie hat mit einem Aufwand von ca. 10.000
Euro kalkuliert und ist zu dem Schluss gekommen, dass ca. 2,00 bis 4,00 Euro
Kosten pro Einwohner eine akzeptable Größenordnung seien. Und das die Kosten
bei diesem zentralen Thema, dass alle Menschen belastet und betrifft,
zweitrangig sein sollten, so die Bürgermeisterin.
Ist in irgendeiner Form ein „dickes Dankeschön“ an die
ehrenamtlichen Helfer vorgesehen?
An die freiwilligen Helfer seien nur Spenden in Form von
Lebensmitteln von Privatpersonen und Unternehmen geflossen. Eine Spende oder
ein Geschenk seitens der Verwaltung sei nicht vorgesehen laut Aussage der
Bürgermeisterin.
Am Ende der Stellungnahme zog die Bürgermeisterin ein positives Fazit aus dieser Aktion. Sie sei mehrfach innerhalb und außerhalb von Lemwerder auf diese Aktion angesprochen worden, und zwar von Unternehmern, politischen Akteuren in Niedersachsen und Bürger*innen. Es habe viel Lob, Anerkennung und vor allem Dankbarkeit für die Aktion gegeben.
Die Bürgermeisterin führte weiter aus, dass das zentrale,
die Menschen bewegende Problem angegangen und zu großen Teilen gelöst worden
sei. Der Ort sei weitestgehend durchgeimpft. Lemwerder habe gezeigt, was durch guten
Zusammenhalt erreicht werden kann.
Gleichzeitig
war es nebenbei eine schöne teambildende Maßnahme für das Rathaus insgesamt und
ein guter Start für die Zusammenarbeit unter neuer Leitung, laut
Bürgermeisterin Winkelmann.
Auch
unter wirtschaftlichen Aspekten sei die Aktion nur positiv gewesen, denn je
mehr Arbeitnehmer geimpft seien, desto weniger Ausfallzeiten und Kosten
entstünden nach Auffassung der Bürgermeisterin. Dies steigere die Produktivität
und führe zu höheren Steuereinnahmen.
Weiter
sprach die Bürgermeisterin von sehr guter Öffentlichkeitsarbeit, denn Lemwerder
sei mehrfach gut in der Presse dargestellt worden, was beste Imagepflege und
Standortmarketing bedeute.
Ferner
sei das Gesundheitswesen, sprich die Arztpraxen durch diese Aktion entlastet
worden. Der Ansturm auf die Praxen nach Aufhebung der Impfpriorisierung ab dem
07.06.2021 konnte verhindert werden, so die Bürgermeisterin. Lemwerder sei
vielen zuvorgekommen bevor der Impfstoff wieder knapper wurde. Ein günstiges
Zeitfenster für die Impfstoffbestellung konnte genutzt werden.
Frau
Winkelmann schloss ihren Bericht mit der Feststellung, dass Lemwerder in ihren
Augen ihre Hausaufgaben gemacht habe.
Zur Frage der Finanzmittelverwendung ergänzt die
Fachbereichsleiterin Frau Niehus, dass
am Anfang des Jahres eine Zahlung i.H.v 80.488 Euro an Zuwendungen
pandemiebedingter Aufwendungen vom Land Niedersachsen in der Gemeindekasse
eingegangen seien.
Insgesamt äußerten sich die Mitglieder des Finanz- und Planungsausschusses anschließend überwiegend positiv über den Impfsprint.
Die antragstellenden Parteien betonten, dass sie sich nicht negativ gegenüber dem Impfsprint haben äußern wollen. Es habe ihnen lediglich nur an Transparenz gefehlt, welche durch diesen Antrag eingefordert wurde.
Bürgermeisterin Winkelmann entgegnete, dass man diese Fragen auch ohne Antrag hätte an sie stellen können.